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Susann Mathis

Professor Stucky

Alles begann, als Professor Stucky den Stiftungslehrstuhl für Organisationstheorie und Datenverarbeitung (Mittlere Datentechnik) in Karlsruhe übernahm. Inzwischen sind 40 Jahre vergangen, in denen Professor Stucky das AIFB mit gründete und eine so große Zahl wirksamer Aktivitäten initiierte, dass er dafür (nicht nur) das Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse bekam. Obwohl inzwischen emeritiert, arbeitet er nicht weniger. „Mein Hobby ist mein Beruf“, sagt er dazu nur. Dem VKSI Magazin stand er trotzdem für ein Interview in der Reihe KARLSRUHER KÖPFE zur Verfügung.

Frage: Herr Professor Stucky, Sie haben in Saarbrücken Mathematik studiert, wie sind Sie in den 60er Jahren zur Informatik gekommen?

Antwort: Den Kontakt zur Informatik stellte ich schon während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für angewandte Mathematik her. Mein Doktorvater, Professor Hotz, war einer der Gründer der Gesellschaft für Informatik (GI) und nahm gleich alle seine Mitarbeiter in diese Gesellschaft mit. Daher habe ich auch eine sehr niedrige, nämlich zweistellige Mitgliedsnummer.

Frage: Wie kamen Sie nach Karlsruhe?

Antwort:In den 1970er Jahren arbeitete ich mehrere Jahre als Biometriker in der pharmazeutischen Industrie, erst bei Böhriner, dann bei Merck.  Parallel dazu übernahm ich dann im August 1971 nebenamtlich die Leitung des Stiftungslehrstuhls für Organisationstheorie und Datenverarbeitung (Mittlere Datentechnik) in Karlsruhe. Fünf Jahre später wurde ich zum Lehrstuhlinhaber der Angewandten Informatik 2 berufen, nachdem 1975 der Lehrstuhl, nach einigen Verzögerungen, vom Land übernommen worden war.

Frage: Im Februar kommenden Jahres feiert das AIFB seinen vierzigsten Geburtstag, es entstand also noch vor der Fakultät für Informatik, und zwar im Bereich Wirtschaftswissenschaften, der damals noch zur  Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften gehörte. Wie kam es dazu?

Antwort: Als seine Vorläufer gelten zwei Lehrstühle: der zunächst von Professor Heinrich und ab 1971 von mir besetzte Stiftungslehrstuhl für Organisationstheorie und Datenverarbeitung (Mittlere Datentechnik) und der ab 1971 mit Professor Maurer besetzte Lehrstuhl Angewandte Informatik. Auch wenn wir damals noch nicht ahnen konnten, wie wichtig die Informatik einmal werden würde, hatten wir durch unserer Beschäftigung mit Datenverwaltung und Datenbanksystemen einen großen Bedarf analysiert, nicht die speziellen Systeme eines Softwareherstellers, etwa von IBM, zu lehren, sondern die zugrundeliegenden Konzepte und Modelle allgemein. Dazu gehören die Modellierung von Daten und die Prozessmodellierung mit formalen Methoden. Aus diesen Vorlesungen entstand dann auch das Buch „Datenbanksysteme: Konzepte und Modelle“, das Gunter Schlageter und ich gemeinsam veröffentlicht haben. Wir sind das Informatik-Institut der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Die Rolle des AIFB sehen wir darin, dass wir unseren Studentinnen und Studenten vor allem die grundlegenden Konzepte der Informatik nahebringen; und das trifft auch heute noch den Kern.

Frage: Sie waren zweimal Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Sie waren im Senat und Verwaltungsrat der Universität Karlsruhe, Sie waren im Präsidium der Gesellschaft für Informatik, zeitweise sogar deren Präsident, Sie nehmen vielfältige Ämter für die GI in verschiedenen Organisationen wahr. Außerdem haben Sie den gemeinnützigen Verein Angewandte Informatik Karlsruhe e.V. (AIK), gemeinsam mit Absolventen und Mitarbeitern des Instituts AIFB gegründet und sind seither dessen Kuratoriumsvorsitzender. Dazu kommen Berufungskommissionen, Evaluierungsgremien und vieles mehr. Doch die Liste allein sagt noch nicht viel darüber aus, wie stark Sie gestaltend gewirkt haben, was nicht zuletzt durch das Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse honoriert wurde. Seit Ende der 1990er Jahre sind Sie auch am Forschungszentrum Informatik, inzwischen zum wiederholten Male in dessen Vorstand. Was ist das Besondere am FZI für Sie?

Antwort:Das Forschungszentrum Informatik ist insgesamt eine umfassende Erfolgsgeschichte, inzwischen seit über 25 Jahren. Doch unser ganz herausragendes Alleinstellungsmerkmal ist die gelebte Interdisziplinarität. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von etwa 20 Professoren aus vier verschiedenen Fakultäten des KIT arbeiten tatsächlich im gleichen Gebäude und treffen sich nicht nur zum Meeting, sondern begegnen sich ganz bequem, etwa zum Kaffeetrinken. Diese enge Zusammenarbeit realisiert eine wahre Interdisziplinarität bei unseren Projekten.

Frage: Im August dieses Jahres war sie mit dem Vorstandskollegen Michael Flor und Ihrem Nachfolger Professor Oberweis zehn Tage lang in China. Was macht das FZI in China?

Antwort: Wir waren auf Einladung von D-Phone, Chinas größter Handyfirma, und BIT, dem Beijing Institute of Technology, in China. Professor Shenqing Yang, mein erster chinesischer Doktorand, hat nach seiner Rückkehr nach China den Kontakt aufrechterhalten und über die Jahre weitere Partner einbezogen. Das Thema unseres diesjährigen Besuches war die Einrichtung einer deutsch-chinesischen Informatikindustriezone. Das Interesse auf chinesische Seite ist daran sehr groß. Außerdem interessiert sich das BIT  sehr für das „Konzept FZI“ als Grundlage einer stark anwendungsorientierten Forschung. Für uns ging es bei diesem Besuch um die Frage, inwieweit wir uns eine Zusammenarbeit auch vorstellen können. Denn eines ist sicher: wir treffen in China auf sehr viele junge intelligente und gut ausgebildete Menschen. Nicht nur unter diesem Aspekt kann die Zusammenarbeit mit China für uns vielversprechend sein.

Frage: Professor Stucky, Sie sind emeritiert, doch Sie reisen nach China, Sie haben verschiedene Projekte unter Ihrer Regie, wie zum Beispiel E-Business für Dienstleistung bei Instandhaltung oder auch auf EU Ebene ein Projekt zu und Bewertung von Qualifizierungen. Die Frage nach Ruhe erübrigt sich also, sagen Sie uns also lieber: was haben Sie als nächstes vor?

Antwort:Es ist wahr, ich bin kein Skifahrer und kein Tennisspieler. Aber meine Frau und ich wandern gerne. Außerdem besuchen wir gerne Konzerte und die Oper. Für dieses Hobby begeistern wir zunehmend auch unsere beiden Enkelinnen, die 10 und 12 Jahre alt sind. Aber das sind noch keine Gründe, mich weniger mit der Informatik zu beschäftigen. Wer weiß, vielleicht bringe ich auch noch die dritte Auflage unseres Buches über Datenbanksysteme heraus.

Professor Stucky, herzlichen Dank für das Gespräch. zum PDF des Interviews

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